Der Rhythmus beim Malen

von Sonja Jannichsen

"Rhythmus kenne ich nur aus der Musik - was hat das bitteschön mit Malen zu tun?"

Einen Rhythmus in der Malerei zu haben bedeutet die Wiederholung und Anordnung von bestimmten Ereignissen, Gegenständen oder Farbtönen. Ein Grundprinzip, das gerne vernachlässigt wird.

Den Rhythmus beim Malen nachzukommen, vergisst man gerne im kreativen Prozess. Da benötigt es manchmal einen kleinen Stups, um daran erinnert zu werden, wie zauberhaft die Unterbrechung und Variation sind.

Regelmäßiges kann schnell langweilig werden. Unterbricht man es aber und gibt ihr einen Takt, dann wird es fast magnetisch. Dies ist eine starke Macht beim Zeichnen. Wenn sich Formen eintönig wiederholen, dann vergisst man sie viel leichter als Dinge, die scheinbar anarchisch ihren eigenen Takt angeben. Wenn sich eine Form immer und immer wieder wiederholt, dann wird es für das Auge unglaublich langweilig. Verändert sich diese Formen jedoch beständig, mit einem kleinen gemeinsamen Nenner, dann ist dies sehr attraktiv, ohne dabei zu chaotisch zu wirken. Oft sind Motive, von denen man glaubt, sie seien unmalbar, die besten Motive.

Der Wald

Birken gemalt

Diese Gestaltung und Harmonieregel findet sich nicht nur bei technischen Gegenständen, jeder Wald ist eine Herausforderung, die Versuchung, exakt gleiche Formen immer wieder zu reproduzieren, ist hoch. Einen bewussten Rhythmus im Chaos zu malen ist ein Kunststück, denn zu viel Rhythmus mag der Wald auch nicht so gerne haben. Dann wirkt er durch die gemalte Ordnung künstlich.

An dem Chaos im Bild erinnert sich der Betrachter immer.

zeichnung paris eifelturm urban sketch

Eine tolle Übung ist das Zeichnen von Bewegungen. Setzt man sich einfach in einen Park, an dem die Menschen an dir vorbeischlendern, hat man nur Augenblicke, um diese Person auf das Papier zu zeichnen. Aber genau das ist der Reiz – zack da – zack auch schon wieder weg. Als Zeichner kannst du dich somit gar nicht in Kleinigkeiten verstricken. Bring Schwung auf die Zeichnung – versuche einfach mal etwas, was du sonst nie machst. Finde heraus, welche Bewegungen, welche Haltungen typisch sind. Was machen sie alle gleich? Was wird wiederholt? Finde das Grundmuster.

Hat man erst mal begriffen, dass man eine Bewegung in einen einfachen Pinselschwung oder Strich umsetzen kann, dann kann man auf dieser einfachen Basis enorm lebendige Bilder oder Zeichnungen machen. Weg mit dem Schnickschnack und male nur das Nötigste. Mache dir das Leben so einfach wie möglich. Beginne zum Beispiel, die Dinge von hinten zu malen. Da hat man mehr Zeit, alles anzuschauen und auch weniger verwirrende Details.

Und nebenbei: Das Einfangen des Einfachen ist gleichzeitig auch das Typische des Objektes. Und genau das soll auf das Papier.

Negativmalerei

Reet semiabstrakt gemalt

Wenn du in Ruhe ein Bild malen möchtest, dann schaue, dass du durch Technikvarianten dem Bild einen guten Rhythmus gibst. Die Negativ-Technik ist im Aquarell eine besondere Darstellung von Gegenständen und hilft immer, das Bild interessant zu gestalten. Diese Technik gehört zu den Königsdisziplinen. Die Vorstellungskraft, ein Objekt nur durch den Hintergrund zu malen, bedarf Training.

Die Grundform gibt die Ruhe, das Chaos den Rhythmus und Takt!

Einen Rhythmus im Bild zu haben, ist sehr wichtig. Vereinfachungen von Gesten, Gegenständen, Situationen, Menschen sowie Bewegungen erleichtern die Darstellung. Die Vereinfachung ist das A und O in der Malerei. Das Kunststück ist, dieses angenehm und gleichzeitig spannend zu malen. Das bedarf Übung und das Ausprobieren. Wenn dein Herz vor Freude beim Ergebnis hüpft, dann hast du es geschafft.

Tipp:

Einen Rhythmus ins Bild zu bekommen, ist eine reine Übungssache, gepaart mit malerischer Neugier. Versuche deine Idee umzusetzen, egal, was dabei herauskommt. Gehe deiner Neugier nach und experimentiere. Zeichne bereits gemalte Bilder ab, nur um zu üben und zu verstehen, wie diese gemalt worden sind. Dann bist du auf dem richtigen Weg. Viele Übungen findest du in der ONLINE-Akademie.

Zurück zur Übersicht