Farbherstellung – geballte Information
von Sonja Jannichsen
"Farbherstellung ist reine Handarbeit."
Die Farbherstellung ist reine Handarbeit. Die Pigmente werden einzeln gewogen, gemischt, fein säuberlich abgefüllt, mit der Hand etikettiert und Hand-verpackt. Ich zeige dir hier ein paar Aufnahmen hinter der Kulisse der Farbherstellung direkt aus dem Schmickewerk in Deutschland. Von der Pigmentsortierung bis hin zur Banderole - alles Handarbeit made in Germany.
Die Ausnahme-Tube mit 120 Liter, die im Eingang der Firma Schmincke steht, drückt die innere und äußere Größe des 1881 gegründeten Familienunternehmens aus. In diesem Jahr überlappten sich zwei Ereignisse:
1. Es wurde die Tube erfunden und 2. wollten zwei junge, dynamische verschwägerte Farbenchemiker (Josef Horadam u. Hermann Schmincke) transportfähige Farben für Künstler herzustellen.
Es entstanden Harz-Ölfarben in der Tube. Diese waren und sind qualitativ betrachtet die besten Künstlerfarben, die es gibt. Damals kamen sie aus der Mode, weil sie sich nur schwer in dichten Behältnissen transportieren und aufbewahren ließen. Doch die kleine Tube veränderte die Lage.
Die Tube - eine Revolution zu ihrer Zeit.
Die Tuben sollten Erfolg haben. Mit einem traditionellen Rezept von dem Herrn Prof. Cesare Mussini hatten sie die Grundlage zur Herstellung dieser Farben. Farben kann man nicht einfach zusammenrühren und dann sind sie fertig. Ne, ne. Jede Farbe hat ihre eigenste Rezeptur! Jedes Pigment braucht eine andere Zusammenstellung der Binder, Träger und Zusatzmittel. Und genau DAS ist das Know-how von der Firma Schmincke. Die Grundsätze bei der Firma Schmincke sind:
- höchste Lichtechtheit
- höchste Qualität
- bester Service
seit 1881
Die Eule
Das Logo der Firma Schmincke ist und bleibt die Eule. Warum es eine Eule ist? Das weiß auch keiner so genau. Es gibt viele Geschichten um dieses Logo und auch ganz mystische Spekulationen. Mit der Zeit hat sich dieses hin und her gewandelt. Die Eule jedoch ist geblieben.
Reine Pigmente
Das Herzstück des Schminckewerks sind die zahlreichen reinen Pigmente. Einige sind natürlicher Ursprung, einige werden chemisch hergestellt. Der Austausch von ursprünglichen zu chemischen Pigmenten hatte viele Gründe. Kosten, Lieferungen, Wettbewerbsfähigkeit usw. Doch vor allem kam durch diese neue Herstellung eine absolute Lichtechtheit und eine Ungiftigkeit.
Giftige oder ungiftige Farbe?
Wir Künstler sind für die Umstellung der Pigmente sehr dankbar, denn Bleivergiftung war damals eine Berufserkrankung. Bei Schmincke erkennt man den Wechsel zu einem chemisch hergestellten Ton an den Farbnamen. Z.B.: Ein giftiges Kremserweiß heißt nun Kremserweißton. Steht also im Namen ein ".....ton", dann ist es chemisch hergestellt und ungiftig.
Reines Farbpigment
Reine Farbpigmente lassen ein Künstlerherz höher schlagen. Am liebsten möchte man hineingreifen, um dann in einen kreativen Prozess zu stürzen. Viele Farbtöne innerhalb des Sortiments zeichnen sich durch besondere Pigmente aus (transparenten, besonders lasierenden oder besonders leuchtenden Charakter), wie
- Perylene: Diese besondere Reihe enthält 4 Farbtöne, die mit neuen, hoch lichtechten Perylen-Pigmenten rezeptiert werden (Dunkelrot, Perylengrün, Perylenrot tief, Perylenviolett).
- Chinacridone: Mit diesen hoch lichtechten Pigmenten enthält die Chinacridonreihe 9 Farbtöne, z.T. ersichtlich im Namen, z.B. Chinacridon hellrot, z.T. am Pigment erkennbar (z.B. Rubinrot oder Krappbraun).
- Transparente Eisenoxide: Hier ergänzen die 3 transparenten Farben Lasur-Ocker, Lasur-Siena und Lasur-Umbra das deckendes Farbspektrum. Aufgrund der sehr harten Beschaffenheit der Lasurpigmente, die komplex in der Verarbeitung sind, kommen diese Farbtöne sehr selten vor.
Rezepturwage
Ich erwähnte anfangs, dass alle Farben ihre eigenen geheimen Rezepturen haben. Jede Zutat der zu erstellenden Farben muss fein säuberlich abgewogen werden. Auf diesem Foto kannst du die Waage für die Zutaten sehen. Wenn eine neue Farbe angesetzt wird, dann läuft ein Mitarbeiter durch das Werk und sammelt alle Zutaten für diese Rezeptur ein, wiegt sie genau ab und gibt sie dann in einen Mixtopf.
Der Farbmixer
Der Mixtopf sieht genau so aus, wie ein Mixstab, den man aus der Küche kennt, bloß dieser ist etwas größer. Er vermengt alle Zutaten, bis es eine homogene Masse ergibt. Hier wird eine Aquarellfarbe zusammen gerührt.
Die Acrylwalze
Acrylfarben werden ganz anders hergestellt. Sie werden ununterbrochen gewalzt, bis ein homogener Farbton entstanden ist.
Farbkontrolle
Die Textur der Farbe wird mit der Hand kontrolliert. Man verlässt sich nicht nur auf Zeiteinstellungen und Maschinen. Menschen mit ihren Erfahrungswerten bei der Farbherstellung sind ausschlaggebend für eine hervorragende Farbqualität. Hier siehst du die Farbkontrolle bei der Herstellung von Acrylfarben.
Lagerung von Ölfarbe
Die Ölfarben von der Firma Schmincke sind so hervorragend, weil diese genau wie die Acrylfarben gewalzt und gewalzt werden, bis sie ganz cremig sind. Die Ölfarben werden dann ein halbes Jahr lang im Eimerlager gelagert, damit sich überschüssiges Öl absetzen kann. Dieses wird dann abgeschöpft und tatsächlich nur die perfekte Farbe in die Tube abgefüllt.
Pastelle
Die Herstellung von Pastellen ist reine Handarbeit. Sie bestehen nur aus Pigmenten und Feuchtigkeit. Sag niemals dazu Pastellkreiden. Denn es ist keine Kreide enthalten. Kreide ist ein Streckungsmittel, um weniger teure Pigmente benutzen zu müssen. Mischen, Formen, Schneiden, Etikettieren ....alles Handarbeit.
Die Pastelle von Schmicke sind wie folgt aufgebaut:
-
- Vollton
- Vollton + Schwarz
- Vollton + Weiß
- Vollton++Weiß
- Vollton+++Weiß
Abfüllkunst der Aquarellfarbe
Ein Teil der Aquarellfarbe wird in Tuben abgefüllt und ein Teil in Näpfe. Das ist reine Maschinenarbeit. Napf für Napf wird ein bisschen Farbe in den Behälter gespritzt. Die Firma stellt nur kleine Chargen her, dafür immer frisch. Nach der ersten Füllung werden die Farben in einem Ofen sanft getrocknet.
Herstellungszeit
Es dauert, sage und schreibe, fast ein ¼ Jahr, bis die Aquarellfarben im Napf fertig abgefüllt und zum Verkauf angeboten werden können. Der Grund ist, dass die Näpfchen nicht auf einmal gefüllt werden, sondern in 4 Schichten. Jede Schicht muss ca. 2 Wochen trocknen. Somit ist das Näpfchen wirklich komplett sauber, ausgetrocknet und bis zum Rand voll. Die Ränder am Näpfchen sind geschlossen, sodass kein Wasser in den Boden läuft und dort schon die Farbe annäßt. Höchstes Know-how mit höchster Qualität für die Aquarellmalerei.
Malkasten Befüllung
Auch das Einsortieren und die Verpackung der Aquarellkästen sind reine Handarbeit. Jeder einzelne Napf wird mit der Hand in die Farbkästen einsortiert. Dafür gibt es keine Maschinen.
Ein gutes Bild zu malen, hängt von so vielen Faktoren ab. Eines davon sind die Farben, mit denen man malt. Horadam Schmincke sind mit die besten Aquarellfarben auf dem deutschen Markt. Doch achte beim Kauf auch bei der Firma Schmincke, dass du die hochwertigen Horadem Farben einkaufst. Denn es gibt von Schmincke auch noch die Farbserie mit weniger Pigmente im Farbnapf. Diese sind für Schulen und Universitäten entwickelt worden. Sie heißen Akademie-Farben.
Tipp:
Die Grundkenntnisse von Pigmenten, ihren Mischeigenschaften, Herstellung und Besonderheiten lernst du in allen meinen Kursen kennen. Für das Mischen und Schichten von Farben ist dieses Wissen maßgebend, um leuchtende, lebendige Bilder zu malen. Zu den Kursen.