Warme und kalte Farben
von Sonja Jannichsen
" Von warmen und kalten Farben habe ich gehört - aber sehen kann ich das nicht."
Wie erkenne ich warme und kalte Farben?
In der Musik würde man den Unterschied mit Dur und Moll erklären. Dur empfindet man als heiter und Moll als melancholisch. Man spürt es regelrecht. Der Körper will tanzen oder eben nur traurig in der Ecke sitzen. Genau so kannst Du warme und kalte Farben betrachten. Zum Sehen kommt unbedingt das Gefühl. Wenn man auf das Bild schaut, dann spürt man regelrecht, dass es kalt ist. Das erklärt jedoch noch nicht, woran du die unterschiedlichen Farbtypen erkennst. Erkennen kannst du es nicht, erlernen kannst du es sehr wohl, fühlen allemal.
Warum ist das so?
Warme und kalte Farben sind Gegenpole, sie stehen für ganz unterschiedliche Sinnesempfindungen. Diese Erfahrungen und Sinnesempfindungen hast Du ein ganzes Leben aufgenommen und gespeichert. Der Mensch hat gelernt,
- dass hellblauer Himmel im Sommer zu sehen ist (Coelin Blau)
- graublauer Himmel bei Schneeankündigungen vorhanden ist (Preußisch Blau)
- Rot- und Gelbtöne geben im Sommer den Takt an
- Stahlblaue und Brauntöne eher im Winter
Die Farbe Blau

Die kalte Wirkung von Blau lässt sich auf die Gefühle übertragen. So lässt sich eine Verbindung zwischen Blau und Gefühlskälte herstellen. Dann kann Blau abweisend, langweilig, gleichgültig, unpersönlich oder unsensibel wirken. Emotionsfrei empfindet man Blau als: ernsthaft, ruhig, sicher, treu und zuverlässig.
Zu jeder Farbe gibt es eine warme und kalte Ausführung.

Besitzt eine klassische warme Farbe einen höheren Blauanteil, dann wirkt sie automatisch kälter. Das ist zum Beispiel bei Lasurgelb und Zitronengelb der Fall. So richtig sehen kannst Du es nicht, ob eine Farbe warm oder kalt ist. Somit gebe ich Dir die Empfehlung: Spüre hinein.
Warme und kalte Farben beherrschen Dein Bild

Als Maler ist das Beherrschen von kalten und warmen Farben aus mehreren Gesichtspunkten sehr begehrenswert. Man kann dem Betrachter:
- Temperaturen mitteilen
- Gefühle übermitteln
- ein Bild aufregend gestalten
- Tiefe erzeugen
In diesem Bild überwiegen die warmen Töne. Man fühlt regelrecht, wie die Abendsonne sich noch wärmend auf das Gesicht legt und die Kühle der Nacht näher kommt. Die Nebelschwaden beginnen zu steigen und es wird kalt.
Kann man warme Farben als kalt empfinden?

Ja, das geht. Denn sobald sich der Blauanteil in einer Farbe erhöht, empfindet der Betrachter die Farbe als kühl. Das beobachtet man zum Beispiel beim Schatten. Legt man über ein gelbes Haus einen Schatten, dann wirkt es kalt.
Aussparungen und Weißanteile

Weiß wirkt ausgesprochen kalt und frisch. Entweder findet man eine frische Blume, eine Blütenpracht am Baum oder eben Schnee vor. Je nachdem, ob ich zum Weiß frisches Grün oder kaltes Blau setze, erhalte ich den Sommer bzw. den kalten Winter. Winterlandschaften, mit großflächigen ausgesparten Anteilen, wirken sauber und winterlich kalt.
Fazit zu Farbtemperaturen und farblichen Tendenzen
Auch, wenn man sich bei den Tönen oft streitet, kann man im Wesentlichen sagen:
- Blau- bis Violettfarben sind kühl und geben Tiefe ins Bild
- Gelb- bis Rottöne sind warm und rücken in den Vordergrund
Wichtig ist, dass Du die Farbtemperatur und ihre farbliche Tendenz erkennen kannst, um Farbharmonien zu erzielen. Besonders in der Kunst und in der Malerei ist dieses Verständnis essenziell, um in der additiven Farbmischung saubere Farbmischungen zu erreichen.
Denke daran, dass warme und kalte Farben immer eine Frage der Betrachtungsweise sind, die davon abhängt, welche Farben du miteinander vergleichst.
Auch wenn es häufig suggeriert wird, gibt es keine in sich warmen und kalten Farben, sondern nur solche, die im Vergleich zu einem anderen Farbton warm oder kalt wirken. Die Orientierung am Farbkreis kann dabei helfen, ein grundlegendes Verständnis dieses Konzepts zu verstehen.
Tipp:
Das erlernbare Basiswissen kannst du in der ONLINE-Akademie anschauen. Das Gefühl für die Farben erlernst du in meinen Kursen. Ich gebe dir zwei LInks mit auf den Weg. 1. zu den Malkursen und 2. Zur Akademie.