Pastorentafel

Die Kirche von Horsbüll liegt gleich hinter dem Deich. 1802 lag sie direkt am Wasser. Dies änderte sich mit der Eindeichung des Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koogs. Aus dem 13. Jahrhundert stammend, ist sie die älteste Kirche der Wiedingharde, heißt aber erst seit 1989 Marienkirche. In der Kirche befindet sich das ursprüngliche Gestühl. Frauen saßen links zur Nordseite, Männer rechts, unter der Empore durften die Honoratioren sitzen. Der Taufstein ist das älteste Einrichtungsstück, er ist aus Granit und stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Die Pastorentafel in Horsbüll (Nordfriesland) ist eine riesige, schwere, gerahmte Eichenplatte. Schwarz, mit goldener Schrift, auf der sämtliche Pastoren und Helfer mit Namen und Amtszeit von dieser Gemeinde aufgeführt werden und somit öffentlich dargestellt sind. Auf der alten Tafel sollten Namen ergänzt werden. Eine neue Tafel wurde angefertigt, auf der sämtlich fehlende Namen mit goldener Schrift aufgeschrieben werden sollten.

Die schwere Tafel musste ich zum Glück nicht von der Wand nehmen. Diese Arbeit übernahmen 4 starke Menschen für mich. Die Kirche war schrecklich kalt und der Fußboden, auf dem ich knien musste, umso mehr. Die Tafel wurde gesäubert, entfusselt, ausgeleuchtet und dann konnte ich mit den Vorzeichnungen beginnen.

Alle Vorzeichnungen werden dann zu 95 % wieder entfernt. Die restlichen 5 % müssen für einen schwungvollen, lockeren und klaren Goldschriftzug ausreichen. Das Schreibgold ist flüssig mit 23,75 Karat. Jeder Strich muss sitzen. Es ist wichtig, dass die Buchstaben locker, aber dennoch gleichmäßig gemalt werden.

Wenn alles fertig ist, dann muss noch ein Schutzlack über die Fläche gemalt werden. Er schützt die Farbe und das Gold vor dem Licht und ermöglicht es, die Tafel besser säubern zu können.

Nicht immer liegt die Pastorentafel flach auf dem Boden und ist gut zu erreichen. Manchmal liegt sie so ungünstig für mich, sodass ich nur durch akrobatische Bewegungen und Verrenkungen meine Arbeit machen kann. Ich bin immer froh, wenn meine Mitmenschen mitdenken und mir eine gute Plattform zur Umsetzung der Malerei geben.

Fertig! Jetzt muss die Tafel noch eine Woche trocknen und dann kann sie wieder an die Wand.
Zum Abhängen wurden 4 kräftige Personen benötigt. Zum Aufhängen ein Gerüst und 6 kräftige Personen.

Die Kirche in Emmelsbüll benötigte nicht nur eine Ergänzung der Pastorennamen und ihrer Amtszeiten, sondern auch eine ganz neue Tafel. Diese sollte passend zur alten Tafel erstellt werden und doch das neue Zeitalter aufweisen. Mein Vorschlag, die Tafel aus Vollholz, jedoch dem Jahrtausend angepasst herzustellen, wurde akzeptiert. Ein ansässiger Tischler stellte die Tafel aus hochwertigen Materialien her und beschichtete sie mit Tafellack. Auch diese Tafel bekam wieder geschnitzte, blütenverziehrte Ecken. Die Blüten malte ich mit echtem Gold aus.

Kein Schriftzug ist veränderbar, alles muss sofort stimmen. Ja, ein wenig "Atem anhalten" ist dabei schon, wenn ich beginne zu schreiben. "Bitte nicht stören!" und dann volle Konzentration.