Trocknungszeiten von Ölfarben

von Sonja Jannichsen

Physik und Chemie - auch bei der Ölmalerei

Der Einfluss des Bindemittels „Öl“ auf die Trocknung

Ölfarben bestehen im Wesentlichen aus Pigmenten und Bindemitteln. Die Bindemittel der Ölfarben sind Öle pflanzlichen Ursprungs, wie z. B.:

  • Leinöl
  • Mohnöl
  • Safloröl und
  • Sonnenblumenöl.

Vermalbarkeit

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Sie unterscheiden sich u.a. in Trockenzeit und Gilbungsneigung. Reine Ölfarben trocknen durch Sauerstoffaufnahme von der Oberfläche zum Bildträger und bleiben daher im Vergleich zu anderen Künstlerfarben wie Aquarell-, Gouache- oder Acrylfarben lange „offen“. Das bedeutet, dass diese Farben auch noch Stunden später vermalbar sind.

Sauerstoff

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Der Ablauf der Sauerstoffaufnahme und die damit verbundene chemische Reaktion sind von größter Bedeutung für eine einwandfreie Filmbildung. Dieser Vorgang ist abhängig von der Art der eingesetzten Öle, den Pigmenten, dem Untergrund, von den klimatischen Bedingungen und von der aufgebrachten Schichtstärke der Farbe.

Ölschichten

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Ölfarben brauchen zum Trocknen Tage und zum Durchtrocknen – je nach Schichtdicke – mehrere Monate. Man sagt, dass ein Ölbild erst nach einem Jahr richtig durchgetrocknet ist. Erst recht, wenn die Farben dick aufgetragen werden. Daher beachtet ein Maler immer die Schichtung der Ölfarben. Er malt fett, also dicke Schichten, auf mager, also auf dünne Schichten.

Schnelle Trocknung durch Pigmente

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Neben den eingesetzten Ölen haben gerade die verwendeten Pigmente einen großen Einfluss auf die Trocknungszeit der Ölfarbe. Pigmente, die den Trocknungsvorgang beschleunigen, sind z. B.:

  • Kobalt
  • Eisencyanblau
  • natürliche Erden und
  • transparente Eisenoxide

Farbtöne mit diesen Pigmenten trocknen entsprechend innerhalb von 1-2 Tagen zügig ab.

Verzögerung der Trocknung durch Pigmente

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Pigmente, die den Trocknungsvorgang verzögern:

  • Ruß
  • Indanthronblau oder
  • Dioxazin

Farbtöne wie z. B. Lampenschwarz oder Tiefviolett weisen daher vergleichsweise lange Trocknungszeiten (ca. 14 Tage) auf. Titan- und Zinkpigmente im Weißbereich liegen im mittleren Trockenbereich von 3 bis 5 Tagen. Die Angaben beziehen sich natürlich auf eine definierte Schichtdicke beim Farbauftrag. Dickere Farbschichten brauchen entsprechend länger, die volle Durchtrocknung dauert Monate.

Sortentreue

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Somit ist es in der Ölmalerei überaus wichtig, die Ölfarben von einer Sorte einzukaufen. Mische ich professionelle Farben mit Akademiefarben, dann sind allein durch die Pigmentdichte unterschiedliche Trocknungszeiten vorhanden und der Einfluss zerreißt die harmonische Abtrocknung und somit erhältst Du unerwünschte Risse.

Kremserweiß

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Wenn Du Kremserweiß einkaufst, schaue, dass Du eine Substitution erwirbst.

  • Kremserweiß Substitut ist eine Nachstellung des historischen, jedoch giftigen Farbtons Kremserweiß.

Statt Bleiweiß enthält Kremserweiß Substitut eine Kombination aus den Pigmenten Titanweiß und Zinkweiß, angetrieben in Saffloröl von besonders reiner und heller Qualität sowie Dammar-Harz. Kremserweiß Substitut entspricht weitgehend optisch wie maltechnisch dem historischen Farbton und zeigt einen leicht warmen, halb deckenden Weißton. Es dient, neben der puren Verwendung zum Beispiel in der Porträtmalerei, auch dem Aufhellen von Bunttönen, ohne deren Farbtoncharakter wesentlich zu verändern.
Kremserweiß Substitut zu Titanweiß:

  • ein etwas geringeres Deckvermögen und
  • Aufhellvermögen als Titanweiß.
  • es ist Trocknung beschleunigend und
  • Film-stabilisierend.

fett auf mager

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Der Spruch „fett auf mager“ taucht häufig im Zusammenhang mit der Ölmalerei auf. Aber was bedeuten diese Worte genau? Sie bedeuten, dass jede erneute Farbschicht, die ich in einem Ölbild auftrage, unbedingt ölhaltiger sein muss, als die vorherige, denn Ölfarbe trocknet chemisch, nicht physikalisch und quillt dadurch beim Trocknen auf. Setze ich nun eine dünne Farbschicht auf eine dicke Ölfarbschicht, quillt diese unter der dünnen auf und zerreißt diese. Eine dünne Farbschicht ist somit weniger fett als eine unverdünnte, dicke Farbschicht, weil in der verdünnten Farbschicht physikalische und somit schneller trocknende Anteile zugeführt werden. Das sind in der Regel Harze, die z.B. in Trocknungsbeschleuniger vorhanden sind.

physikalische Trocknungsprozesse

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Physikalische Trocknungsprozesse findet man bei der Aquarell- und Acrylmalerei. Das Wasser verdunstet und dadurch trocknet das Bild. Bei der chemischen Trocknung wird Sauerstoff von der Ölfarbe aufgenommen und die Farbe wird voluminöser. Fett auf mager ist eine Regel, der man unbedingt Folge leisten sollte, wenn die Farbschichten nicht reizen oder sogar von der Malplatte abplatzen sollen.

Tipp:

Wenn du das Öl malen beginnst, ist es sinnvoll, einen guten Malkurs zu belegen, sodass du all die wichtigen Grundlagen erlernst. Nur dadurch ist gewährleistet, dass dein Bild einen schönen Klang hat und lange hält.

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