Objekte stehen fest auf dem Boden und trotzdem hat man beim Zeichnen oft das Gefühl, dass diese sich hoch und runter, hin und her bewegen. Ja, wenn Du das Gefühl hast, dann bist Du ein sehr guter Beobachter. Denn nichts ist so schnell veränderbar, als die Perspektive. Nimmst Du eine andere Haltung ein, bewegst den Kopf, die Augen, gehst und kommst wieder zum Objekt und schon sieht alles anders aus.

Nichts verändert sich so schnell wie eine Perspektive.

Anhand dieses Blumenkübels kannst Du gut erkennen, wie eine Haltungsänderung den Blickwinkel zum Objekt verändert.

blumenkübel malen perspektive
Ich stehe und schaue auf den Blumenkübel. (Wie ein Vogel / Vogelperspektive)
malen blumenkübel perspektive
Ich hocke und kann den Inhalt des Blumenkübels somit nicht mehr erkennen.
malen blumenkübel perspektive
Ich liege flach auf dem Boden und schaue nach oben und kann fast den Kübelboden sehen. (Wie ein Frosch / Froschperspektive)

Erstaunlich, wie sich durch so kleine Bewegung alles verändert, nicht wahr? Wenn diese kleinen Bewegungen so viel ausmachen, wie bekomme ich denn nun meine Zeichnung perspektivisch gut hin?

Der Trick für den perspektivischen Blick

Sitzen, wie eine Statue, mit einem Auge zu, den Arm weit gestreckt, mit einem Bleistift in der Hand. So ist die Position einzunehmen, um die Fixpunkte für die Perspektive zu setzen.

malen perspektive hilfsmittel

Was erreiche ich mit dieser Malmethode?

Ich schalte alle Fehlerquellen durch diese Messmethode aus:

  1. Die starre Haltung hindert mich am Zappeln. Der gemessene Winkel oder Abstand, Verhältnis oder Größenordnung bleibt erhalten und ich kann diese Information einfach auf mein Malblatt übertragen.
  2. Meine Hand und mein Auge sind auf einer Höhe. Somit schalte ich perspektivische Fehler aus.
  3. Mein Arm ist immer gestreckt. Ich erhalte dadurch vergleichbare Messwerte.
  4. Durch das einäugige Sehen verhindere ich, dass mein Hirn Linien begradigt bzw. ergänzt.

Und jetzt werden mit wenigen Strichen die markanten Winkel und Ecken auf das Blatt gezeichnet. Perspektive muss genau und mit wenigen Strichen sichtbar gemacht werden. Erst danach werden Kleinigkeiten ergänzt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Wo flüchten welche Linien zum Fluchtpunkt?

Von einer Freihand gezeichneten Perspektive träumen viele, aber vielen scheint es kompliziert.
Es ist doch ganz einfach, wenn Du alles auf drei kleine magische Punkte zusammen schrumpfen lässt.

Horizontlinie = Augenlinie setzen

Bei normaler Sichtweise fluchten alle Linien auf die Höhe Deiner Augen zu.
So bilden sich bei normalem Blick alle Fluchtpunkte auf der Höhe Deiner Augen.

In Nordfriesland ist die Horizontlinie ziemlich einfach festzustellen. Hier ist alles flach. Der Strich, der Himmel und Erde trennt – das ist die Horizontlinie :) Oder anders gesagt: „Er ist die Höhe Deiner Augen, somit die Augenlinie.“

Diese Linie ist fix – einmal festgelegt, bleibt er auf dem Bild, wo ich ihn als Maler festgelegt habe und geht nicht mehr weg. Er bewegt sich auch nicht hin und her. Auch, wenn Du die Augen bewegst.

Reetdachhaus Hof Aquarellbild Landschaft

Zeichnung Hattingen Bügeleisenhaus

Weiter gehts mit den magischen Punkten in der Perspektive:

  • 2. Punkt:
    Die Linien über der Horizontlinie (Augenlinie)
    fallen zur Horizontlinie in der Entfernung runter
  • Die Linien auf der Horizontlinie (Augenlinie)
    bleiben gerade
  • Die Linien unter der Horizontlinie (Augenlinie)
    steigen zur Horizontlinie in der Entfernung hoch

Manchmal sind diese Linienveränderung nach oben oder unten nur sehr minimal und man meint, sie nicht zu erkennen. Aber sei achtsam. Halte einfach einen Bleistift auf die Linie und Du kannst anhand des Stiftes sehen, ob er gerade ist oder eben nicht.

Tipp: Wenn Du ein Auge dabei zukneifst, dann geht es noch einfacher.
Denn das zweite Auge begradigt in Deinem Hirn optisch die Linien!

Die Farben geben ihre Wirkung zur Perspektive dazu.

In der Regel sagt man, dass die Farben in Bezug auf die übrigen Farben im Bild bläulich erscheinen, während Farben im Vordergrund frisch, klar und deutlich sein sollten. Dadurch erreicht man eine Bildtiefe.

Blickwinkel – Perspektivenwechsel – Standort

Realitäten sind das, was ich daraus mache. Egal, wo Du stehst und schaust, Du veränderst SOFORT die Perspektive, die Farben, die Größen, das Zusammenspiel. Somit gefalle Dir und denke:

Ich male so, weil ich es so empfinde. Sanft lasse ich los. Die vermeintliche Realität nehme ich nur noch zur Kenntnis und lasse mich durch sie inspirieren. Ich ändere diese durch meine freie Malerei, meinen Strich, meinen Eindruck. Ich bin frei, wie ein Vogel.