Aquarellpapier hat so seine Tücken
Du hast sicherlich schon bemerkt, dass einige Aquarellpapiere einfach und andere schwer zu händeln sind. Man steht vor einer großen Fülle an Angeboten und weiß einfach nicht, worauf man achten soll. „Soll ich das günstigste Papier kaufen? Ich will ja nur …“ „Sollte ich das kleinste Papier kaufen, ich kann ja nur …“ Falls Du diese Gedankengänge nur im Ansatz hast, dann werfe sie am besten sofort über Bord. Beim Papierkauf kommt es auf ganz andere Fragen an. Wie zum Beispiel:
- Wie soll mein Wasser fließen?
- Wie stark darf das Wasser einsacken?
- Welche Motive möchte ich auf das Papier malen?
- Möchte ich zeichnerisch arbeiten? Oder lieber impressiv?
- Wie schnell male ich?
- Welche Leuchtkraft sollen meine Farben haben?
- Mit wie viel Pigmenten möchte ich arbeiten?
- Benötige ich Blockware oder lose Blätter?
Somit wird das Einkaufen von Papieren eine ganz individuelle Angelegenheit.
Papier kaufen ist wie Wein kaufen
Papiere werden nach einem bestimmten Rezept hergestellt. Ein Teil des Rezeptes sind natürliche Produkte, wie Baumwolle, Bambusfasern, Holz, Hanffasern o. Ä. Die Herstellung von Papieren unterliegt durch diesen Naturanteil großen Schwankungen. Diese Schwankungen verändert die Eigenschaften des Papiers. Wenn teilweise auch nur gering, aber sie verändern es. Genauso ist es mit dem Wein, den ich kaufe. Jeder Jahrgang ist bei gleicher Sorte anders.
Aquarellpapiere, die ich heute toll finde und auf denen ich gut malen kann, die einfach allen anderen Anforderungen für mich erfüllen, können Jahre später nicht mehr für mich gut sein. Warum ist das so?
Das hat viele Gründe:
- Neues Papierrezept
- Veränderung der Naturmaterialien
- Übernahme der Papiermühle – neue Besen kehren gerne anders ;-)
- Mein Malstil hat sich verändert
Wonach kann ich mich beim Kauf von Aquarellpapier richten?
Auf den Papieren steht viel drauf. Der Hersteller erfreut sich über sein Produkt und preist es in den höchsten Tönen an. An dieser Stelle komme ich wieder zum Wein. Einen Wein verkostest Du und entscheidest dann, ob Du ihn kaufst. Wein nach einem schönen Etikett einzukaufen, bedeutet nicht immer ein Treffer :). Sehr preiswerte Papiere werden in der Regel mit einem hohen Anteil an Altpapier hergestellt. Diese kann man mit Toilettenpapier vergleichen. Sie lösen sich rasch auf, die Farben zerfließen nur so und sie haben meist einen grauen Grundton. Dazu enthalten sie viel Säure, die das Bild schnell oder erst nach Jahren verändern und zerfressen. Das Papier vergilbt drastisch. Dieses Papier ist zum Üben in Ordnung, wenn ich das Bild ohnehin wegwerfen will. Säurehaltiges Papier ist NICHT haltbar.
Welches Aquarellpapier sollte ich kaufen?
Schaue drauf, dass Dein Papier hochwertig ist. Und vor allem säurefrei!
- Säurefrei MUSS auf Deinem Block stehen
- Gewicht bei Aquarellpapieren ab 300 g, je schwerer das Papier, desto mehr Techniken lassen sich darauf malen. Nass-in-Nass-Techniken lassen sich am besten auf schwerem Papier malen. Es gibt ganz selten dicke Papiere, die sich beim Malen ausdehnen.
- Gewicht bei Zeichenpapieren ab 120 g
Kalt gepresste Papiere – heiß gepresste Papiere
Der Unterschied ist ganz einfach. Kalt gepresste Papiere sind teilweise handgefertigte Papiere und somit keine industriellen Massenprodukte. Sie enthalten hochwertige Rohstoffe, wie Baumwolle oder Hadern (alte Baumwolle) und sind somit auch hochpreisig.
Ein heiß gepresstes Papier läuft durch eine heiße Rolle, wird praktisch „gebügelt“ und danach in Struktur gepresst. Viele Menschen, die gerne das Malen mit dem Zeichnen verbinden, finden heiß gepresste Papiere super, weil diese so schön glatt sein können. Auch die Struktur ist immer gleich und somit für die Malerei besser kalkulierbar. Die Oberfläche ist durch den „Bügelprozess“ verdichtet, dadurch bleiben die Pigmente mehr an der Oberfläche und entfalten ihre volle Leuchtkraft. Die Trocknungszeiten dieser Papiere sind in der Regel kurz.
Cold Pressed oder Mould made sind Stichworte, die man auf Baumwollpapier findet. Hier darf man genau hinschauen. Diese Künstlerpapiere sind für Nass-in-Nass Techniken hervorragend geeignet. Sie wirken wie ein Schwamm und man kann sehr lange an seinem Bild modellieren. Die Übergänge der Farben werden sehr weich. Jedoch sind Korrekturen nur bedingt möglich. Somit bedarf es etwas Übung, mit diesem Papier umzugehen.
Teures Papier bedeutet … ?
Bedeutet es nun, dass teures Aquarellpapier auch immer gutes Papier ist? Ja, bei der Qualität kann man davon ausgehen. Aber ob es auch für Dich gut ist, bleibt dahin gestellt. Das Papier muss einfach zu Deiner Maltechnik passen. Und da sind wir wieder beim Wein gelandet. Der Wein sollte getrunken werden und dann kannst Du feststellen, ob er Dir gefällt. Das Papier sollte ausprobiert werden, um zu sehen, ob es Dir liegt. Kein Papier ist ein Alleskönner. Du benötigst immer unterschiedliche Papiere für unterschiedliche Techniken und Motive. Also probiere aus – teste Dich durch die Papierwelt. Wenn Du zwei / drei Papiersorten für gut empfindest, dann bleibe erst einmal dabei und übe auf diesen. Eine Umstellung auf noch mehr Papiersorten fällt in der Regel schwer. Denn jedes Papier malt nun mal mit und das muss man erst einmal erfahren und erleben.
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